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Fuenf Jahre

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Titelbild Fnf Jahre by Revilo-D

Es war sehr spät als Frank Franz sein Auto in den Carport stellte. Der Donnerstag war anstrengend gewesen, trotzdem begann jetzt unausweichlich das lange Wochenende. Er liebte die Wochenenden nicht mehr, seit er alleine wohnte. Die Erinnerungen an alles was in Haus und Garten geschehen war, mochte er nicht missen. Unter der Woche war es für ihn tröstend hier zu sein, an diesem Platz, an dem er sich mit seiner Frau behauptet hatte. An den Wochenenden jedoch bedrängten ihn die Erinnerungen geradezu. Das Haus, das sie eingerichtet hatte. Die Steine und Pflanzen, mit denen sie in den Garten dekoriert und in einen Park verwandelt hatte. Ihre Küche. Wenigstens hatte er sich überwunden ihre persönlichen Dinge aus dem Haus zu räumen: Es war nicht mehr „Familie Franz“ sondern nur noch „Frank Franz“ der das Haus bewohnte.

Katrin war vor zwei Jahren an Krebs verstorben. Es war sehr schnell gegangen, es hatten sich bereits Metastasen gebildet und sie war als „inoperabel“ eingestuft worden. Chemotherapie war ihre einzige, letzte Hoffnung gewesen. Während der dritten Chemo war ihr Kreislauf zusammengebrochen wie ein Kartenhaus. Immerhin, sie hatte ihren Humor bis zuletzt behalten und noch erlebt wie sie ihren letzten Prozess gegen den Nachbarn auf der anderen Straßenseite gewannen.

Die Zeit nach ihrem Tod war mit den üblichen Ritualen und Terminen des Abschieds und der Erinnerung zum Bersten gefüllt. Aufrichtige Anteilnahme zuerst, dann Interesse an dem jungen Witwer ohne Kind und Anhang, noch keine vierzig Jahre alt, gesund… Einige der jungen Frauen die ihm ihre Anteilnahme bewiesen, waren zwar „jung und belastbar“. Ihr Interesse ekelte ihn jedoch körperlich derart an, dass er die Einsamkeit als angenehmer empfand.

Die Gegend war sehr still geworden. Das Geschrei, das dauernde Türenschlagen und das Gekeife waren verstummt, seit die Nachbarn auf der anderen Straßenseite gegenüber ihr Haus verkauft hatten. Oder, besser gesagt, verkaufen mussten, um ihre horrenden Schulden zu bezahlen. Die jetzigen Besitzer, ein Verein für die Unterstützung gehörloser und stummer Menschen, hatte das Nachbarhaus umgebaut und als Schulungszentrum eingerichtet. Die kleine Straße mit den zwei Häusern am Ende des Dorfes war damit ein Ort des Friedens und der Stille geworden.

Der Mond war ein Viertel und zunehmend, bereits aufgegangen und stand am Himmel, die Sonne wollte aber noch nicht klein beigeben und tauchte, kaum über dem Horizont stehend, die Landschaft in ein weiches, rötliches Licht. Frank schloss seinen Phaeton ab. Er mochte dieses Auto: Es sah so unscheinbar aus, ohne den Schriftzug am Heck wie ein unauffälliger Passat und war doch ein technisches Kunstwerk. Wie der Garten, oder besser gesagt, der kleinen Park, der sich hinter seinem Haus ausbreitete. Er musste schmunzeln: Katrin hatte stets eine Schnute gezogen, wenn er Technik und Natur verglich! Sie hatte den Garten geliebt, langsam wachsende Gehölze gepflanzt, jedes Einzelne gehegt und gepflegt. Ihre Katzen hatten sich hier in der Sonne geräkelt und Mäuse gefangen, auch die eine oder andere Amsel. Bis sie unter mysteriösen Umständen jämmerlich eingegangen waren. Das war der Auftakt gewesen. Sein Collie war als Nächstes verendet. Dann kamen die ersten Anzeigen und ein jahrelanger Kampf begann, den der Nachbar unbelehrbar vor Gericht gegen sie geführt hatte. Jeden einzelnen Prozess hatte der Nachbar mit Pauken und Trompeten verloren. Der Anwalt der Gegenseite war ein Halsabschneider gewesen, ein krimineller Abmahnanwalt der besser Taxifahrer geblieben wäre. Die eigene Anwältin dagegen war Teilhaberin einer erfolgreichen Kanzlei, die der Gegenseite, „den Rupperts“ ihre Argumente um die Ohren schlug. Ihre Anträge und Schreiben waren stets wohlformuliert gewesen und die Prozesse hatten die Rupperts Geld gekostet, viel Geld. So viel, dass die Rupperts schließlich klein beigeben mussten, ihr Haus verkauften und jetzt in einer ärmlichen Mietwohnung in der Stadt hausten.

Frank riss sich von seinen Erinnerungen los. Die Gehölze waren zu pflegen, die Garteneinfassung auf Form zu schneiden, der Rasen zu wässern, und der Carport könnte einen Anstrich vertragen. Ich habe eine Aufgabe, sagte er zu sich, betrat sein Haus und schloss die Tür.

Der tägliche Stapel Post hinter der Haustür bestand aus kostenlosen Zeitschriften und Reklamemüll, wichtig war lediglich ein Brief der Kanzlei seiner Anwältin mit der letzten Rechnung und einem persönlichen Gruß. Es ist wirklich vorbei, dachte er sich. Endlich endlich endlich ist alles vorbei und ich kann einen Schlussstrich ziehen. Er holte tief Luft, goss sich einen trockenen Sherry ein und richtete sein Abendessen: Brot und frische Wurst, Tomaten, Paprika und Gurken. Die Uhr schlug bedächtig dreiviertel sechs als er die Reste zurück in die Küche trug. Zeit für etwas Fernsehen oder für ein Buch.

Mit dem Schrillen des Telefons ahnte er, dass aus dem faulen gemütlichen Abend nichts werden würde. Die aufgeregte Stimme der jungen Frau am anderen Ende der Leitung bestätigte seine Ahnungen. Übergangslos sprach sie gehetzt los.

„Bitte legen Sie nicht auf!“
Er musste lachen. Was sollte das werden?
„Und warum, junge Frau?“
„Bitte! Sie sind meine einzige Hoffnung. Bitte reden sie mit mir!“
Der flehentliche Unterton der Stimme war nicht zu überhören, aber er erkannte sie nicht. Wer war sie? Eine Selbstmörderin? Eine Verrückte? Na gut, sagte er sich, heute ist der Tag für meine gute Tat.
„Reden Sie! Ich bin ganz Ohr!“
„Ich muss sie treffen. Sie sind der einzige Mensch, der jetzt noch helfen kann. Bitte!“
„Sagen Sie… um was geht es denn hier? Spielen sie ‚Mission Impossible‘? Hier ist nicht Ethan Hunt! Sie haben die falsche Nummer! Wer sind sie überhaupt? Und wen wollen sie sprechen?

Sie musste nicht lachen. Er hörte etwas das sich nach einem unterdrückten Schluchzen anhörte, war sich aber nicht sicher.

„Sie sind Frank Franz, sie kennen mich. Stefanie Ruppert, mit Namen.“
Frank holte unwillkürlich tief Luft. Ja, er kannte sie. Von Sehen. Die einzige Tochter seiner ehemaligen Nachbarn. Ein netter Backfisch war sie gewesen, als er sie zuletzt sah. Dann hatte sie Biologie studiert und war immer seltener da gewesen, zum Schluss war ihr klappriges Auto nicht mehr aufgetaucht.

„Frau Ruppert, ich habe heute die letzte Rechnung meiner Kanzlei bekommen. Es ist aus, aus und vorbei. Ich möchte mit ihre Familie nicht das Geringste zu tun haben, nicht mehr, nie wieder. Verstehen sie das?“
„Ich verstehe sie besser als sie denken, Herr Franz. Wollen sie mich nicht doch anhören, oder ändern sie immer so schnell ihre Meinung?“
„Das ist nicht fair, sie wissen es. Aber jetzt, reden Sie.“
„Ich muss sie treffen, egal wo, so schnell wie möglich. Bitte! Es ist ernst!“
„Nach all dem was war? Damit ich eine Anzeige wegen Vergewaltigung bekomme? Sind sie…?“
Er sprach es nicht aus, fügte aber an, dass er sich allerhöchstens ein Gespräch zusammen mit seiner Anwältin vorstellen könnte. Selbstverständlich in ihrer Kanzlei, wenn es sehr dringend wäre, dann könne sie auch jetzt reden.

Zu seiner Überraschung atmete die junge Frau erleichtert auf.
„Ich bin im Büro ihrer Anwältin, Herr Franz. Bitte, ich gebe sie weiter.“
Franz Anwältin meldete sich.
„Na, ist das eine Überraschung? Erst die Rechnung, dann der Knaller? Passen sie auf, ich möchte auch noch etwas vom Wochenende. Kommen sie bitte, kommen sie schnell. Die Straße wird ja jetzt frei sein. Ja? Tun sie es für mich! Ich werde sie sonst nicht los.“

Natürlich kam er, so schnell es eben ging. Von der Straße war zu sehen, dass die Kanzlei dunkel war, verlassen. Lediglich in Eva Hoffmanns Büro brannte Licht. Auf sein Klingen öffnete ihm Frau Hoffmann.
„Bitte, Herr Franz, ganz mit der Ruhe. Sie ist genauso nervös wie sie, wenn nicht noch mehr.“
„Und um was geht es denn?!“

Sie zuckte die Schultern und führte ihn in ihr Zimmer. Am Besprechungstisch saß eine junge Frau mit wuscheligen braunen Haaren und den typischen Klamotten: verwaschene Jeans, ausgetretene Turnschuhe, schlabbriger Pullover. Kein Make-up und ungewaschen, dachte er sich, sicher überall Haare wohin man auch nur schaut, fügte er in Gedanken gehässig hinzu. Seine Frau hatte viel für ihren schönen schlanken Körper getan, auch im letzten Stadium hatte sie sich gepflegt, so gut es ging. Diese hier ... na ja.

„Stefanie, Herr Franz. Frank, bitte, begrüßen sie Frau Dr. Stefanie Ruppert.“
Frau Hoffman war also bereits bei der vertraulichen Anrede: Vorname und „Sie“. Sie gaben sich die Hand, dann fiel Stefanie ihm schluchzend in die Arme. Er konnte nicht anders, er schloss die Arme um sie, sagte etwas Beruhigendes, dann führte er sie an den Platz zurück. Seine Rechtsanwältin reagierte auf seine zornigen Blicke mit Achselzucken und betont unschuldigem Gesichtsausdruck.

„Frank, Stefanie, also Frau Dr. Ruppert, hat ein Problem. Stefanie, bitte, sprich.“
Stefanie begann, stockend zu erzählen. Sie hatte mit einem Stipendium studiert, sehr gut abgeschlossen und mit Promotionsstipendium ihren Doktor in Biologie mit Summa cum Laude gebaut. Von dem Krach ihrer Eltern hatte sie sich distanziert. Sie wusste zwar dass ihr Vater als klagewütiger Querulant gerichtsnotorisch war, jedoch nicht dass er haushoch verschuldet war. Der Verkauf ihres Elternhauses hatte nur die notdürftigsten Schulden gedeckt, zudem hielt der Trägerverein Gelder zurück, da Haus und Grundstück nicht im versprochenen Zustand übergeben worden waren. Ihre Eltern benötigten Geld, viel Geld, niemand gab es Ihnen. Entweder sie selbst konnte in den nächsten Tagen Geld auftreiben, oder ihre Eltern würden zahlungsunfähig werden, nicht nur das: sie auch. Stefanie hatte aus Unkenntnis und wie sie selbst sagte, jugendlicher Dummheit für Bürgschaften unterschrieben. Sie würde einen Vertrag an der Uni bekommen – jedoch so lächerlich wenig und lediglich mit Jahresverträgen, dass jede Bank sie bereits vor die Tür geschickt hatte. Einfach Privatkonkurs anmelden und einige Jahre auf Sozialhilfeniveau mit zusammengebissenen Zähnen hungern war keine Option – die Rechtskonstruktionen waren vertrackt. Die Schulden würden bleiben, und wachsen. Sie würde nie auf einen grünen Zweig kommen.

Frank hörte sich alles geduldig an. Er war kein hartherziger Mensch, im Gegenteil. Dass Stefanie für ihre Eltern mit unterschrieben hatte und ihre eigene Zukunft jetzt mit für die Schulden der Eltern gerade stand, rührte ihn –trotzdem! Was ging ihn das an? Doch diese junge Frau, die er Kurzem in den Armen gehalten hatte, so frisch und warm, tränenüberströmt und weich? Und ihr Duft… war das ein Parfüm? Er vermisste vieles, seit seine Frau gestorben war, der Gewinn der Prozesse war zwar ein schöner Triumph, aber für wen? Genau genommen hatte er schon überlegt, das Anwesen zu verkaufen, jetzt, alleine, was war es da noch für ihn?

Frau Hoffman schlug vor, jetzt Essen zu gehen und alles weitere in der Gaststätte, um die Ecke zu besprechen. Während Frau Hoffmann das Zimmer verließ um einen Tisch zu reservieren und ihren Mantel zu holen sagte Stefanie sehr leise die Summe - und dass sie bereit wäre alles zu tun. Alles. Alles, nur nichts Illegales. Frank erschrak über die Summe und bemerkte, dass man dafür fünf Jahre jede Woche Luxusservice bekommen könne, im besten Bordell. Einfach zu rechnen war es ja. Stefanie sagte sehr leise, dass er es auch täglich haben könne, als Wiedergutmachung und Rückzahlung.

Oh, so weit bist du schon? Da hast du schon viel Stolz verloren, dachte er. Aber nur für Sex, nein, dafür gab er das Geld nicht her. Da wäre aber etwas, er erinnerte sich an einen Film, den er vor einiger Zeit gesehenen hatte. Wenn dein Vater mir den Hund nahm, wirst du ihn mir ersetzten… nicht für immer, aber für fünf Jahre, das würde reichen. Er sah sie vor sich wie sie vor ihm kniete, nackt, angeleint, den Kopf schräg und ihm zärtlich die Hand leckte… Ja, dafür würde er es tun. Vielleicht würde sie empört aufstehen und gehen – aber das war es wert.

Frank antwortete genauso leise, dass auch Sex langweilig werden würde, aber ein Haustier, das wäre etwas Anderes. Stefanie wurde rot und schluckte. Sie verstand sehr gut was er meinte. Ihr gerötetes Gesicht und ihr schneller Atem zeigten es ihm überdeutlich. Und: Sie stand nicht empört auf, sie schrie ihn nicht an, sie trat nicht nach ihm. Sie stimmte schweigend zu, etwas das ihn zutiefst berührte: Sie legte ihre Hand auf seine Hand. Sie schauten sich an. Sie lächelte.

„The Pet – die Sklavin, den Film meinen sie?“
Er bejahte. „Fünf Jahre Pet, 24/7“
„Aber mit Sex! Und keine Tags und keine Brandings! Und Treue!“
Sie schaute auf ihre Hände vor sich. Ja, sie kannte den gleichen Film.
„Keine Markierungen, zumindest nicht gleich am Anfang. Und ich brauche es, ich kann nicht ohne. Sex, meine ich. Sie müssen mir Treue schwören, absolut!“
„Weißt du auch, was du da aussprichst, Stefanie? Du wirst mein Pet!“
„Ja, mein Herr!“
„Fünf Jahre Pet und Sex jeden Tag…“

Sie strahlte und dachte an Spaziergänge auf allen Vieren durch seinen Garten, wie sie einen Stock quer im Mund apportierte. Wie würde er sich wohl mit der Hygiene anstellen? Ihr letzter Partner hatte sich vor ihrer Monatsblutung geekelt – wie würde er ihr wohl die Zähne putzen? Sie sah sich mit Bergen Zahnpasta- Schaum im Mund und einem verzweifelten Frank mit einer riesigen Zahnbürste und musste bei der Vorstellung lachen.

„Ich werde Pet sein und gehorchen, mein Herr!“
„Hast du keine Angst? Dich zu verlieren? Oder dich zu verlieben?“
„Und mein Herr in sein Pet?“
„Ich werde nur noch strenger mit dir sein!“
„Werde ich wirklich ein Pet? Mit Halsband und Leine? Im Käfig?“
„Ja, Stefanie! Auch wenn der Käfig nicht dreieckig ist, wie im Film!“
Strahlend nahm sie seine Hand. Mit einem Aufblitzen der Augen führte sie seine Hand an ihre Lippen, leckte an seinen Fingern und ließ ihn nicht aus den Augen.
„Und alles andere? Was mich betrifft?“
„Stefanie, ich schwöre dir absolute Treue. Keine Veränderungen an deinem Körper ohne dein ausdrückliches Einverständnis. Und… du bekommst Sex. Echten, richtigen Sex. Jeden Tag, wenn du möchtest.“

Sie bekam feuchte Augen. Das war es also. Er versprach ihr Treue und Unversehrtheit, er sah nicht wie ein Lügner aus. Dieser Mann hatte sich über Jahre hinweg behauptet, sich zäh verteidigt und niemals aufgegeben. Sie wusste, was ihr Vater für ein Brocken war, sie hatte es selbst schmerzhaft erlebt. Nein, diesem Mann vor ihr konnte sie vertrauen.
Bevor sie die Unterhaltung fortsetzen, kam Frau Hoffmann zurück. Etwas irritiert bemerkte sie das Händchenhalten der Beiden, bat jedoch ohne Worte Stefanie und Frank zum Essen in der Kneipe an der Ecke. Der Bauch würde ihr jetzt an den Kniekehlen hängen, es wäre zwar nichts Rechtes aber besser als Fast Food allemal. Und es wäre spät, Wochenende, der Feierabend läge schon Stunden hinter Ihnen. Mit bestem Humor bugsierte sie Stefanie und Frank in die Gaststätte, bestellte alkoholfrei für alle und eine große Grillplatte für drei Personen.

„Frank, sie sind alleinstehend und haben ein wunderschönes Haus mit einem pickfeinen Garten. Stefanie hat nichts außer ihren Doktorhut. Stefanie wird Ihnen das Geld zurückzahlen, sobald sie auf der Karriereleiter genug geklettert ist. Schließlich, schauen sie in die Politik: Was kann aus Wissenschaftlerinnen nicht alles werden?“
Sie musste lachen.
„Wir können vertragliche Regelungen finden, die Ihnen ihr Geld sichern. Ich weiß dass sie den Betrag haben und nicht benötigen. Frank, geben Sie sich einen Ruck!“
„Ja, ich habe das Geld. Ich muss mir auch gar keinen Ruck geben!“
„Stefanie?“
Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe. Alles was sie herausbrachte, war ein „Ja“. Nichts weiter. Frau Hoffmann bohrte weiter.
„Dann seid ihr Euch schon einig? Frank gibt das Geld, Stefanie beginnt ihre Habilitation?“
„Nein.“
„Was ja - nein? Bekomme ich vielleicht eine Antwort?!“
Frank amüsierte das Spiel mit seiner Anwältin. Sie war eine pfiffige Person, blitzgescheit und stets aufmerksam, in privaten Dingen jedoch…
„Ich gebe das Geld, sie wird mein Pet.“
„WAS wird sie?“
Stefanie musste lachen.
„Ich werde sein Haustier, sein Pet! Für fünf Jahre!“
„Sein WAS?“

Sie erklärten es Frau Hoffmann. Immer wieder kopfschüttelnd, hörte sie ihnen schweigend zu. Schließlich schüttelte sie entschieden den Kopf.

„Nein nein nein. Sie brauchen eine Krankenversicherung, in ihre Rentenversicherung muss einbezahlt werden. Ich dulde nicht dass sie ohne Schutz dastehen. Was ihr privat treibt, muss mir egal sein, aber ich lasse sie nicht im Regen stehen. Ihr könntet allerhöchstens heiraten und dann Verrücktheiten anstellen wie ihr wollt…“

Sie tippte sich an die Stirn und schaute von einem zum anderen. Jetzt war es Stefanie die beharrlich an ihrem Gefängnis bastelte, während Frank aufmerksam zuhörte. Stefanie stimmte einer Heirat zu! Standesamtlich und formlos. So hätte Frank noch den Gewinn des Ehegattensplittings und sie würde keine weiteren Kosten außer dem bisschen Essen verursachen. Da Frau Hoffmann von ihrer Neigung –sie sagte tatsächlich Neigung! jetzt wüsste, könnte sie auch gleich einen Vertrag aufsetzten, in dem das Recht zur Züchtigung und Bestrafung festgelegt würde, etwas das Frau Hoffmann vehement ablehnte. Eine gegenseitige Neigung zu gewissen Praktiken als formloses Protokoll, das ja. Jedoch ein verbrieftes Recht…! Schließlich einigten sie sich, einen Text zu entwerfen. Stefanie formulierte gleich los, unter Kopfschütteln von Frau Hoffmann:

§ 1 Dr. Stefanie Ruppert (das „Pet“) verpflichtet sich für fünf Jahre für Herrn Frank Franz („der Herr“) 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche sein persönliches Pet zu spielen
§ 2 Das Pet erhält alles Erforderliche von seinem Herrn
§ 3 Der Herr übernimmt alle Verpflichtungen des Pet
Sie lachte glücklich auf als Frank jedes Mal nickte und fügte hinzu:
§ 4 Der Herr verpflichtet sich zu absoluter Treue gegenüber seinem Pet.

Frau Hoffmann rollte die Augen und schaute von Frank zu Stefanie und wieder zurück. Beide saßen eng beieinander, Stefanie hielt eine Hand Franks auf ihrer Wange gepresst und lehnte sich ungeniert an ihn. Frank hielt ihre Haare in der Hand und zog sie hin und wieder zu sich, um in ihre strahlenden Augen zu sehen. Jetzt hatte Stefanie auch noch ihre Zunge an seinem Hals!

„Jetzt ist aber gut! Da möchte man Menschen helfen, was tun sie? Stürzen sich geradewegs….! Ihr seid doch plemplem, ihr Zwei! Und Stefanie, du bist die Verrückteste, die mir je untergekommen ist. Als Pet! Du verzichtest auf alles, auf deine ganze Karriere, für was? Für ein Leben auf allen Vieren? Für was hast du studiert?!“
„Ich bin Biologin!“

Frau Hoffmann seufzte auf und schüttelte den Kopf.

„Kommt am Dienstag wieder, dann reden wir weiter…“
„Eva, ich möchte dass sie…“ Frank brach ab und schluckte.
Stefanie presste sich an ihn.
„Lass uns gehen. Frau Hoffmann ist müde, wir haben noch so viel zu besprechen!“
Frau Hoffmann schüttelte den Kopf.
„Ihr habt jetzt vier Tage bis Dienstagmorgen, das ist eure Probezeit! Am Dienstag bei mir in der Kanzlei, um neun Uhr sine tempore, ihr Akademiker! Das Essen zahle ich. Nun haut‘ schon ab!“

Sie gingen mit der Schusseligkeit der frisch Verliebten, warfen Besteck vom Tisch und stießen Leute an. Als sie weg waren, erinnerte sich Frau Hoffmann an den großen Rucksack Stefanies, der noch in ihrem Büro stand. Nun, am Dienstag würden sie ja kommen, viel brauchen würde sie sicher nicht.

Oder?























Frank Stein
Fünf Jahre

Format: Kindle Edition
Dateigröße: 327 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 87 Seiten
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MartinSpez's avatar

Interessanter Einstieg. Ob es dann doch zu körperlichen Veränderungen kommt?